querstadtein wird eins!
Vor ziemlich genau einem Jahr, am 4. Juni 2013, fand die allererste öffentliche querstadtein-Tour durch Schöneberg statt. An dem Tag war allerdings nur die Presse eingeladen, denn wir wollten ja, dass ihr herausfindet, dass es uns überhaupt gibt. Der Plan ging auf: Viele Menschen wurden auf unser Projekt aufmerksam und nach knapp einem Jahr blicken wir auf insgesamt über 160 Touren zurück, auf denen unsere beiden Stadtführer Carsten Voss und Uwe Tobias etwa 3.000 Besucher*innen Geschichten aus ihrem Leben auf den Straßen und Plätzen Berlins erzählt haben.
Wir finden, an dieser Stelle ist es angebracht, das letzte Jahr einmal Revue passieren zu lassen – auch für diejenigen von euch, die unser Projekt nicht von Anfang an mitverfolgt haben.
Unsere beiden Gründerinnen, Katharina und Sally, brachten das Projekt ab Sommer 2012 ins Rollen und bauten erste Kontakte zu sozialen Trägern wie der Stadtmission, der GEBEWO oder dem strassenfeger auf. Anfang 2013 kamen Freund*innen dazu, die genauso motiviert waren, die Idee Stadtführungen durch Berlin mit (ehemals) obdachlosen Menschen anzubieten, in die Tat umzusetzen. Das dreizehnköpfige ehrenamtliche Team traf sich regelmäßig, um am inhaltlichen Konzept zu feilen und um eine Strategie für das Finden von Stadtführer*innen und die Bekanntmachung unseres Projektes zu entwickeln. Über einen Namen wurde auch abgestimmt: In den Archiven findet sich noch ein zerknitterter Zettel mit allen möglichen und unmöglichen Vorschlägen; das Rennen machte schließlich „querstadtein“.
Eine Webseite und unser Facebook-Auftritt folgten auf dem Fuß und bald darauf, nämlich im März 2013, gründeten wir den gemeinnützigen Verein Stadtsichten e.V., der als Träger von querstadtein funktioniert. Zur gleichen Zeit kam unser erster Stadtführer Carsten über den Seeling-Treff der GEBEWO zu uns. Innerhalb von zwei Monaten entwickelten wir in gemeinsamen Workshops die Tour durch Schöneberg. Anlässlich der ersten Tour durch diesen Kiez feiern wir nun eben einjähriges Bestehen!
querstadtein auf Hochtouren
Mit der überwältigenden Resonanz auf unser Projekt haben wir ehrlich nicht gerechnet und das Team inklusive Carsten mussten ganz schön ackern: bei den so gut wie durchweg ausverkauften Touren, der Vielzahl von Presseanfragen und nicht zuletzt bei den Gruppenbuchungen, die schnell immer mehr wurden. Im Oktober 2013 bekam querstadtein zum Glück Unterstützung vom zweiten Stadtführer Uwe, den eine Mitarbeiterin der Caritas auf uns aufmerksam gemacht hatte.
So sehr wir uns freuen, dass querstadtein so schnell gewachsen ist: Es ist auch ganz schön viel Arbeit. Im März 2014 ging für uns der Traum einer hauptamtlichen Projektkoordinationsstelle in Vollzeit in Erfüllung – mit freundlicher Unterstützung der Auerbach Stiftung. Viele Dinge sind einfacher geworden, seit Sandra diese Aufgabe übernommen hat und wir arbeiten mit Hochdruck daran, uns weiterzuentwickeln. Das ehrenamtliche Team soll aber auf jeden Fall bestehen bleiben, denn hier gibt es sehr viel Kreativität und Tatendrang!
Wie ihr seht: Gemeinsam haben wir im letzten Jahr viel geschafft. Nicht nur auf die 160 durchgeführten Touren sind wir stolz, auch auf einige erfolgreiche Anträge und Auszeichnungen können wir zurückblicken. Dazu gehören die bereits erwähnte Förderung durch die Auerbach Stiftung, aber auch die Finanzierung der Entwicklung einer neuen Tour durch das Programm „Lokales Soziales Kapital“. Wir gehören zu den 25 Bundessiegern des startsocial-Wettbewerbes 2013 und landeten auf dem zweiten Platz des Engagementpreises des FES-Ehemalige e.V.. Außerdem sind wir Stipendiaten bei Social Impact Start, wo wir Beratung und zwei Arbeitsplätze in einem Coworking Space bekommen.
vielen Dank für Eure Unterstützung
Mindestens genauso wichtig ist aber euer Feedback für unsere Touren, das uns anspornt, weiterzumachen. Vielen Dank an alle, die sich nach einer Tour bei uns gemeldet und Dinge gesagt haben wie „Ihr habt es geschafft, eine Beziehung zum Leben auf der Straße herzustellen. Normalerweise habe ich eine sehr große Distanz gegenüber obdachlosen Menschen“ oder auch „Ich habe seit der Tour mit euch einen neuen Blick auf selbstverständliche Objekte der Öffentlichkeit, wie z. B. Parkbänke“.
Das ist genau das, was wir uns wünschen: Dass wir alle mit offenen Augen durch die Stadt gehen und mehr Toleranz füreinander aufbringen, weil wir uns vorstellen können, wie die Stadt aus einer anderen Perspektive aussieht.
Dafür, dass wir das bei einem nicht ganz kleinen Teilnehmerkreis geschafft haben, möchten wir hier vor allem unseren beiden Stadtführern danken: Carsten und Uwe, wir sind froh euch im Team zu haben, ohne euch gäbe es querstadtein nicht!
Vielen Dank für eure Unterstützung im letzten Jahr! Wir freuen uns wirklich über jeden neuen Newsletter-Abonnenten und jedes neue Facebook-Like. Wir hoffen, dass ihr uns noch weitere Jahre treu bleibt, euren Freund*innen von uns erzählt und vor allem, dass wir gemeinsam unsere Perspektive auf Berlin und seine Bewohner*innen immer stärker erweitern!