Sleep-Walk: querstadtein bei DOWNTIME
Die meisten von uns tun es jede Nacht, ungefähr acht Stunden lang: schlafen. Eine naturgegebene Selbstverständlichkeit? Mitnichten! Das Projekt DOWNTIME, das in Kooperation mit dem Goethe-Institut und dem Heimathafen Neukölln Ende November parallel im indischen Neu Delhi und in Berlin stattfand, geht dem modernen Schlaf auf den Grund: Warum schlafen wir, wie schlief man im Berlin der 1920er Jahre und wie bettet man sich am besten? Beim DOWNTIME Sleep-Walk berichtete querstadtein-Stadtführer Dieter vom Schlafen auf der Straße.
Beim Sleep-Walk waren wir zur Abwechslung mal diejenigen, die auf einer Stadtführung zu Gast waren. Savoir Beds im Stilwerk war unsere erste Station. Der Laden wurde uns als das wohl exklusivste Bettengeschäft der Welt vorgestellt. Im Gespräch mit der Inhaberin lernten wir, was Menschen dazu bewegt, bis zu 100.000 Euro für ein Bett auszugeben (keine Angst: mit etwa 10.000 Euro ist man auch schon dabei …) und probeliegen durften wir auch. Leider mussten wir feststellen, dass die Betten tatsächlich unfassbar bequem sind und die Hauptzielgruppe sind Menschen zwischen 30 und 40, die noch viele Jahre Schlaf vor sich haben, so dass man es noch schafft, sich den Preis schönzurechnen: „Also, pro Nacht ist das ja dann auch nicht mehr als die Tageszeitung, die Sie beim Frühstück lesen …“ – oh, oh. Lieber schnell weiter zum Savignyplatz!
Hier hatte dann Dieter seinen Auftritt. Und nach unserem Besuch in dem Laden mit den wolkenweichen Betten war seine Geschichte vom Schlafen auf der Straße umso eindrücklicher. Unvorstellbar, dass einige Menschen auf Lagen von Kaschmir und Seide liegen, während andere – im selben Kiez – im Winter mit dem Schlafsack bis zur Nase zugezogen auf hölzernen Parkbänken nächtigen und den Savignyplatz noch als einen guten Ort zum Schlafen empfinden. Schließlich hat man dort ein wenig Privatsphäre, man wird nicht ständig, wie am Bahnhof Zoo, von der Polizei oder vom Sicherheitsdienst geweckt und außerdem sind die Bänke außerordentlich lang, so dass man sich sogar ausstrecken kann.
Zuletzt besuchten wir eine Pension im 20er Jahre Stil in der mondänen Fasanenstraße. Ein Angestellter berichtete davon, wie das Schlafen in Hotels aussieht und die Historikerin Hannah Ahlheim gab Einblicke in die Entwicklung des Schlafs, der früher anders war als heutzutage: Unsere Vorfahren haben nämlich zweimal pro Nacht geschlafen, bis die Industrialisierung kam und unser Schlafrhythmus an die modernen Produktionszyklen angepasst wurde.
Vielen Dank an das DOWNTIME-Team, das auf dem Sleep-Walk zwei wirklich extreme Schlaferfahrungen nebeneinandergestellt und so zum Nachdenken angeregt hat. Für das kommende Jahr ist ein ganzes Festival zum Thema Schlaf geplant – es sei euch ans Herz gelegt!