Pressemitteilung: „Draußen schlafen ist eine Kunst“ 1.000. Stadtführung aus der Sicht eines ehemals obdachlosen Berliners durch Berlin-Mitte

Pressemitteilung: „Draußen schlafen ist eine Kunst“ 1.000. Stadtführung aus der Sicht eines ehemals obdachlosen Berliners durch Berlin-Mitte

Uwe Tobias berichtet auf seiner Jubiläums-Stadtführung am 10.08.2022 zum 1.000ten Mal von seinem Leben auf der Straße in den 1990ern Berlins. Beim Verein querstadtein, der Stadtführungen als Format der politischen Bildung anbietet, erzählt er von 7,5 Jahren Alltag auf der Straße: „Das Straßenleben ist kein Abenteuerspielplatz, es ist ein Kampf ums Überleben. Das ist keine Märchenstunde, sondern meine ganz eigene Geschichte.“

Die Teilnehmenden lernen die Orte kennen, an denen der Berliner geschlafen und gelebt hat. Uwe Tobias berichtet, wie es zur Obdachlosigkeit kam, was die DDR damit zu tun hatte und wie er schließlich schaffte, als Alkoholiker trocken zu werden und den Weg zurück in eine eigene Wohnung zu finden.

Als Stadtführer der ersten Stunde ist er seit fast zehn Jahren bei querstadtein. Der Verein wurde 2013 gegründet und feiert im kommenden Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. „Uwe hat den Verein von Anfang an mitgeprägt. Dass er jetzt schon 1.000 Touren gemacht hat, ist wirklich beeindruckend – er hat seine Geschichte damit mit über 20.000 Menschen geteilt! Dabei begegnet er allen mit einer großen Offenheit, egal ob Schüler*innen, Freiwillige oder Tourist*innen“, so Vorständin Nandita Wegehaupt. Uwe Tobias ist einer von vier Stadtführenden, die sich aktuell bei querstadtein dafür einsetzen, zum Thema Obdach- und Wohnungslosigkeit aufzuklären und Vorurteile abzubauen.

Über den Verein querstadtein:

Der Verein bietet Stadtrundgänge und digitale Bildungsformate zu den Themen Wohnungslosigkeit sowie Flucht und Migration aus der Perspektive von Betroffenen an. Bei diesen verknüpfen die Stadtführenden Orte im öffentlichen Raum mit ihrer eigenen Biografie. Damit greifen die Stadtführer*innen als Expert*innen in Erzählungen über die Stadt ein, bestimmen mit, welche Geschichten über welche Orte gehört werden und schaffen sich eine eigene Öffentlichkeit.

Menschen, die früher selbst kein eigenes Dach über dem Kopf hatten, zeigen die Orte, an denen sie gelebt haben. Sie klären in den Rundgängen „Leben auf der Straße“ über mögliche Ursachen für Obdachlosigkeit auf und erzählen von ihren Überlebensstrategien und Anlaufstellen.

In den Stadtführungen zum Thema Migrationsgeschichten berichten Menschen aus verschiedenen Ländern von ihren Erfahrungen mit Flucht und Migration, vom Ankommen in Berlin, von Diskriminierung, aber auch vom Potential neuer Communities.
Als Akteur*innen politischer Bildung verändern die Stadtführer*innen diskriminierende Narrative und engagieren sich bei querstadtein für eine Gesellschaft, in der Vielfalt als selbstverständlich gilt.